IT-Kostenoptimierung durch Open Source

Die Reduktion der IT-Kosten wird immer wieder als Hauptargument für den Einsatz von Open Source angeführt. Es gibt dazu Umfragen, Studien, Modellrechnungen und viele sehr konträre Meinungen von Spezialisten. Für den IT-Entscheider ist es ratsam, unvoreingenommen aber auch sehr kritisch und an die Thematik heranuzgehen. Allzu oft wird diese im Prinzip betriebswirtschftlich sachliche Themenstellung durch Vorurteile, unvollständige Informationen und Firmeninteressen beeinflusst.

   
 

Betrachtet man die kürzlich veröffentlichten Studien, fällt auf, dass vor allem Microsoft viel Geld in Untersuchungen investiert. Dass in solchen Studien Microsoft gut aussteigt, liegt auf der Hand. Niemand würde zwar einem renommierten Beratungsunternehmen unterstellen, dass der Auftraggeber das Ergebnis der Studien beeinflussen kann, aber der Auftraggeber bestimmt letztendlich, welche Produkte miteinander verglichen werden. Und das eröffnet Möglichkeiten, den Ausgang vorherzubestimmen.

Im Moment konzentrieren sich die meisten Untersuchungen auf die Fragestellung, ob Windows oder Linux die günstigere Alternative am Server oder am Desktop ist. Einig ist man sich, dass kommerzielle Unix-Varianten bei den Gesamtkosten alleine schon aufgrund der wesentlich teureren RISC-Hardware nicht mithalten können. Ob Windows oder Linux das kostengünstigere Betriebssystem ist, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht zuletzt davon, ob man einmalige Rabatte miteinkalkulieren will.

Es empfiehlt sich auch, für eine Beurteilung die Studien heranzuziehen, in denen das eigene Unternehmen zumindest teilweise wiedergefunden werden kann. Oftmals wird z.B. weder auf die Unternehmensgröße, auf regionale Besonderheiten, noch auf bestehende Systeme oder schrittweise Einführungen Rücksicht genommen. Viele Modellrechnungen starten „auf der grünen Wiese“ ohne eventuell vorhandene Systeme oder bestehendes Know-How zu berücksichtigen oder gehen von einer Gesamtumstellung der bestehenden Infrastruktur aus. Beide Fälle sind in der Praxis außerst unwahrscheinlich.

Die unabhängige Studie von Soreon Research „Kassensturz: Open Source und proprietäre Systeme im Vergleich“ (www.soreon.de), die im Frühjahr 2003 in Deutschland und der Schweiz durchgeführt wurde, kommt dem Idealbild einer für Österreich anwendbaren OS-Studie schon sehr nahe. In der Studie wird deutlich, dass die größten Einsparungspotentiale durch den Multiplikatoreffekt in großen Unternehmen erzielt werden können.

Dennoch müssen solche allgemeinen Studien bei einem Detailgrad aufhören, wo in einem konkreten Unternehmen die Probleme beginnen. Zu unterschiedlich sind bestehende Infrastrukturen, die Abhängigkeiten der einzelnen Systeme und Anwendungen untereinander und laufende Verträge, um mit einer allgemeinen Studie die genauen Kosteneinsparungsmöglichkeiten für ein Unternehmen beziffern zu können. Umfangreiche Analysen und Kostenrechnungen sind maßgeschneidert für das jeweilige Unternehmen durchzuführen.

Wie das Beispiel München zeigt, steigt bei solchen Studien dann nicht zwangsläufig die Open Source-Welt als günstigere Alternative aus. Die günstigere Software muss oft mit deutlich höheren Schulungskosten und auch mit mehr Individualentwicklung kompensiert werden. Es treten dann weitere Argumente in den Vordergrund, die mit der Kostenoptimierung nur mehr am Rande oder gar nichts zu tun haben, z.B. die Stärkung der heimischen Wirtschaft oder der eigenen IT-Abteilung, Sicherheitsargumente oder die Gefahr der zu starken Bindung an ein De-facto-Monopol.

Unternehmen ohne Open Source-Erfahrung sollten aber in jedem Fall Überlegungen zum Thema IT-Kostenoptimierung durch Open Source anstellen. Von der Server-Landschaft ausgehend sollte in kleinen Teilschritten Know-How aufgebaut und offensichtliches Einsparungspotential ausgeschöpft werden. Gerade bei der Einführung neuer Systeme sollte zusätzlich immer die Frage gestellt werden, ob es im Open Source-Bereich eine Alternative gibt. Die Umstellung des Endanwender-PCs auf Linux und Open Office ist in den meisten Fällen nur die Spitze des Eisbergs.

Dr. Rainer Lischka
Geschäftsführer der lizenzfrei it consulting GmbH
lischka@lizenzfrei.at

 

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